Karriereschub durch religiöse Konversion? Antisemitismus gestern und heute
Podiumsdiskussion zum jüdischen Leben & Offenbachs Bruch mit dem Judentum, im Rahmen der Jüdischen Kulturtage.
Mit Kölner Offenbach-Gesellschaft, WDR 3 und der Synagogen Gemeinde Köln.
2.4.2019 19.30 Uhr Kleiner Sendesaal WDR
Mitschnitt WDR 3 Forum (Sendung am 7.4.2019)
„Liberté, Égalité, Fraternité“: diese berühmten Worten und die damit verbundenen Versprechungen wecken im Gefolge der Französischen Revolution überall in Europa große Hoffnungen – insbesondere auch unter den jahrhundertlang geächteten, ja verfolgten Juden in Europa. Tatsächlich ist während des gesamten 19. Jahrhunderts die Lebenswirklichkeit vieler Juden in ganz Europa vom Wunsch bestimmt, gesellschaftliche Anerkennung im Sinne von Gleichheit, von Freiheit und von Brüderlichkeit zu erlangen.
„Der Taufzettel ist das Entreebillet zur europäischen Kultur“ – so pragmatisch bringt es der als Jude geborene Heinrich Heine auf den Punkt. Was für Heine gilt, gilt auch für viele andere Juden damals – auch Jacques Offenbach. Beide verlassen ihre rheinische Heimat und wandern in das weltoffene Paris aus, beide lassen sich taufen – der Sohn des Kölner Synagogenkantors konvertiert 1844, kurz vor seiner Hochzeit. Offenbach macht Karriere, zunächst als Violoncellist in den Salons der Julimonarchie, dann als Komponist in der Theater- und Musikwelt des Zweiten Kaiserreichs. Seine Musik wird bis heute weltweit gespielt.
Wäre diese Erfolgsgeschichte des Kölner Kantorensohn aus der Glockengasse möglich gewesen ohne den Übertritt zum Christentum? Machte Offenbach Karriere erst aufgrund seiner Konversion? Und wie sieht es heute aus um die Bedeutung von religiösen Zugehörigkeiten und Prägungen? Welche Rolle spielen Erfahrungen der Ausgrenzung, ja der Ächtung im gesellschaftlichen und kulturellen Leben, damals wie heute?
Es diskutieren
Prof. Dr. Birgit Klein, Heidelberg
Prof. Dr. Joseph Kruse, Berlin (vormals Düsseldorf)
Dr. Ralf-Olivier Schwarz, Frankfurt
Rebecca Simoneit-Barum
Moderation: Dr. Michael Köhler, WDR
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